Vorträge
DIE NATURRHYTHMIK ALS HERZ DES KALAYOGA
Wer wünscht sich nicht auf Dauer etwas mehr Überblick, Struktur und natürlich auch Erfolg im eigenen Alltag? Das sind doch allesamt sehr sinnvolle und erstrebenswerte Ziele – aber ihr tatsächliches Erreichen steht leider oftmals auf einem ganz anderen Blatt.
Die Zeit stellt das wichtigste Gut eines Menschen dar – und die Fähigkeit zur ihrer optimalen Verwertung bestimmt sogar den Erfolg einer Lebensleistung entscheidend mit. Bereits vor vielen Jahrhunderten wurde deswegen nach den besten Methoden zur Erweiterung individueller Zeithorizonten gesucht. Den Weg dorthin zeigte dann eine sehr alte Regel: man wird unweigerlich zu dem, womit man sich dauerhaft identifiziert.
So sollte damals in unermesslichen Weiten des Innerasiens eine erfahrungsbasierte Kunst der intuitiven Interpretation realen Geschehens entstanden sein. Sie könnte nun die Regeln einer Verknüpfung zyklischer Tendenzen in der Natur mit den alltäglichen Handlungen eines jeden Menschen beschreiben. Somit wurde dann eine weitaus bessere Vorbereitung auf die kommenden Umstände und schwierige Situationen möglich.
VERGESSENE KUNST DES KALAYOGA – ODER DER WEG ZUR ERWEITERUNG EIGENER ZEITRESERVEN
Ein inneres Streben nach der Zeitstrukturierung (a) gehört auch heute nach Ansicht von vielen Wissenschaftlern zu den grundlegendsten Bedürfnissen eines Menschen. Erst dadurch können sich die perfekte Balance, Freude und Kraft als wesentliche Merkmale seines Lebens vollkommen entfalten. Ein inneres Gespür fürs Kommende, fürs Machbare und ebenso die Qualität alltäglicher Festlegungen spielen dabei eine sehr wichtige Rolle.
(a) „hunger for time-structure“, nach Eric Berne (ebenso Fanita English, Elliot M. Fox, Claude Steiner etc.)
Natürlich ist es möglich, auch ohne viel Rücksicht auf die zyklische oder wellenartige Beschaffenheit unserer Realität zu leben. Sehr viele Menschen praktizieren das ständig: zwar folgen sie dem Jahreszeitenwandel, dem Tag- und Nachtwechsel und physiologischen Rhythmen – aber das war es dann auch schon. Die Kalayoga-Anwender befinden sich im Gegensatz dazu viel öfter im Einklang mit den verdeckten Pulsen der freien Natur. Sie suchen gezielt nach einer Resonanz mit den aktuellen Entwicklungen in ihrer Umgebung und vermeiden die sinnlose Bewegung gegen die nun vorherrschenden Tendenzen. Deswegen gelingt ihnen dann regelmäßig eine sichere Erkennung und Verwertung von den periodisch aufkommenden kostbaren Gelegenheiten.
Der Tagesablauf eines modernen Menschen wird weitestgehend von den zahlreichen willkürlich gesetzten Zeitanker geprägt (Arbeits-, Öffnungs- und manchmal sogar Sendungszeiten). Diese verursachen somit ständige Kollisionen mit seiner ursprünglich an die Naturrhythmik angelehnten inneren Periodik. Es kann auch passieren, dass dabei einige wichtige Tendenzen einfach unentdeckt bleiben. Diese stete Missachtung vom eigenen Recht auf die Zukunftsgestaltung galt daher schon lange vor unserer Zeit als eine weniger intelligente Alternative.
Vor allem die Menschen mit den ehrgeizigen Plänen kennen dieses ewige Dilemma sehr gut. Denn fast allen ihren weitreichenden Vorhaben steht oft ein recht überschaubares Rahmen verfügbarer Zeit gegenüber. Sie legen in der Regel viel Wert auf die Realisierung ihrer schöpferischen Fähigkeiten, ständige Selbstaktualisierung und bestmögliche Verwertung persönlicher Zeitreserven. Deswegen erachten sie oft die gezielten Schritte zur Ausschöpfung von den sämtlichen temporalen und energetischen Ressourcen als besonders interessant.
WAS VERSTEHT MAN ABER GENAU UNTER DEN INNEREN ZEITSTRUKTUREN DES MENSCHEN?
Im altindischen Kalachakra-System wurde die maximale Lebensdauer des Menschen mit 108 Jahren angegeben, in einigen hinduistischen Traditionen nennt man dazu die Zahl 120 und die Tserma-Trulkor-Lehre (b) beziffert diese auf 126 Jahre. In diversen wissenschaftlichen Studien mit den statistischen Berechnungen menschlicher Lebensspanne (c) werden 125 Jahre als ein offensichtliches Maximum dargestellt. Diese Jahresanzahl sollte dann ganz selbstverständlich den allgemeinen und überall gültigen Gesetzen der Naturrhythmik unterliegen.
(b) zerma khrul 'khor – eine innerasiatische naturrhythmische Tradition, Grundlage des QIANZAY (Quintessenz des InnerAsiatischen NaturZyklusAdaptiven Yogas) (c) z. B. Xiao Dong, Brandon Milholland, Jan Vijg; “Evidence for a limit to human lifespan”
Die Natur ist bekannterweise nur schwer vorstellbar ohne all den Rhythmen, Zyklen oder wiederkehrenden Tendenzen, die ihren ewigen Gang synchronisieren und harmonisch formen. Auch alle Menschen verfügen seit der Geburt über ihre eigene individuelle Rhythmik, die dann das Zusammenspiel von den zahlreichen „Uhren“ in ihrem inneren Zeitgefüge genau definiert. Beim Kalayoga geht es demzufolge um eine Transformation einer „normalen“ Zeitempfindung in die Wahrnehmung auch von einigen anderen Dimensionen dieses Phänomens.
Die Bezeichnung Kalayoga (d) soll sich auf die diversen spätvedischen Zeittheorien (e) beziehen, die ihrerseits auf einige uralte Vorstellungen über die gestaltende Gewalt (f) der „brüllenden Flammen der Weltzeit“ oder vom „Feuer der Endzeit“ zurückzuführen sind. In der Rig-Veda findet man die Erwähnungen einer ordnenden pulsierenden Kraft namens Rita (g), die als ein universelles Wahrheitsprinzip fungieren soll. Deswegen kann der davon abgeleitete Begriff Ritam unter anderem die „unabänderliche Wahrheit“ bedeuten und die sogenannten „rechtzeitig agierenden“ oder „die Zeitwelle reitenden“ Personen werden auch als Ritumant bezeichnet.
(d) Duijor, dus `sbyor, „Zeitenkombination“ (e) z. B. die Dreizeiten-Lehre (kalavada oder traikalyavada), die Augenblicklichkeit-Lehre (kshanikavada), die persische Zervanita und auch einige anderen (f) kalavasha, „Willkür der Zeit“ (g) rta oder satya, die zyklische ordnungsstiftende Tendenz im Universum
Die Suche nach den besten Wegen zur Bewältigung aller anstehenden Herausforderungen wird dabei als ein zentrales Anliegen von diesem erfahrungsbasierten Verfahren angesehen. Seine Anhänger verstehen zeitliche Prinzipien der Lebensorganisation, setzen erforderliche Akzente sinnvoll ein und optimieren auf diese Weise sämtliche Alltagsabläufe und die eigene Vitalitätskapazitäten. Sie unterscheiden sich äußerlich von den anderen Menschen nicht, verfügen aber in Gegensatz zu ihnen über eine weitaus besser skalierte individuelle Zeit.
Jedes lebende Wesen hat seine eigenen Rhythmen und Zyklen, die sein Verhalten zwar unterschwellig, dafür aber ständig und wirkungsvoll dirigieren. Die Zeitwahrnehmung wird dabei durch eine Reihenfolge von realen Ereignissen organisiert. Solche Ketten der Vorkommnisse sind oftmals auch an die geophysikalischen Rhythmen gekoppelt. Dieses Geschehen im Inneren des Menschen könnte die unsichtbaren Mechanismen einer gelebten Harmonie mit dem ewigen Atem und verdeckten Pulsen der freien Natur letztendlich schlüssig erklären.
Ein intaktes inneres Zeit- und Energiegefüge entsteht immer nur durch eine optimale Balance aller beteiligten Kräften und verfügbaren Ressourcen. Dadurch kann sich die Fähigkeit zur klaren Deutung eigener Perspektiven entfalten. Eine intelligente Anpassung anstehender Handlungen an die gerade vorherrschende lokale Situation kann sich deswegen als eine hundertfach bessere Alternative zum diesbezüglichen Nichtstun erweisen.
WELCHE PERIODIK HAT NUN DEN MEISTEN EINFLUSS AUF DAS TÄGLICHE LEBEN?
Die wichtigste Rolle sollten laut der traditionellen Tserma-Trulkor-Überlieferung die Zyklen von 5-, 13- und 59-Tagen Dauer spielen. Sie verkörpern dort alle drei Ebenen der spirituellen, emotionalen und physikalischen Wahrnehmung der Realität. Der 5-tägige informell-geistige Zyklus soll die üblichen fünf Verwirklichungsphasen von den sämtlichen irdischen Phänomenen wiederspiegeln. Der 13-tägige dynamisch-energetische Zyklus beschreibt dann das „strahlende“ Wirken menschlicher Emotionen. Und der „grob geronnene“ 59-tägige Zyklus steht für die stoffliche und somit auch gesundheitlich relevanteste Ebene der erfahrbaren Wirklichkeit.
Die Geschichte fünftägiger Wandlungszyklen lässt sich am besten in alten China verfolgen. Es ist bekannt, dass dort erst im VII Jahrhundert eine Umstellung auf die siebentägige Woche stattfinden könnte – zuvor galt hier die traditionelle 10-Tage Woche. Im alten chinesischen Buch über die Sitten „Li Gi“ wird die Ausführung von vielen Aktivitäten im Turnus von fünf Tagen (die sogenannte „Hou“-Periode) empfohlen. Auch eine burjatische Variante der tibetischen Heilkunde beschreibt die Verschiebung vom Lebensprinzip „La“ alle fünf Tage durch den Körper von einem zu dem anderen Bereich und ein persönliches Glückselement „Lungta“ läuft dabei mit.
Der 13-tägiger Zyklus basiert auf einem überlieferten Modell menschlicher Emotionen. Seine Grundlage bilden die drei fundamentale Beziehungskomplexe Verblendung, Hass und Gier. Diese verbinden die sechs Welten des sansarischen Wandlungskreises und bestimmen die 6 dort vorherrschende „primäre“ Grundaffekte. Die zwölf „sekundären“ Emotionen stellen somit immer ein Produkt zweier benachbarten „primären“ Grundaffekten dar. Alle von diesen 18 Emotionen befinden sich gleich weit vom Punkt einer seelischen Balance oder der genauen Position des „Edlen Gleichmuts“ entfernt. So können dann ihre Energiepotenziale auch ausgeglichen werden.
Jeder weiß, dass die Emotionen oftmals eine wesentliche Grundlage für die anfängliche Motivation unserer Handlungen darstellen. Sie liefern ebenso den benötigten „Brennstoff“ für die selbigen. Es ist also sinnvoll, immer über ein zutreffendes Abbild aktiver Emotionen in der eigenen Stimmungslandschaft zu verfügen. Man sollte dazu dann die Wanderung innerer Aufmerksamkeit im 13-Tage-Zyklus verfolgen. So lässt sich auch ihre Einwirkung auf die acht fundamentalen Lebensbereiche und auf den Machtelement „Wantang“ abschätzen.
Den größten Einfluss auf die Gesundheit scheint aber der 59-Tage-Zyklus auszuüben. Denn die Vitalität oder substantielle Kraft der Lebensfähigkeit „Sog“ soll sich durch eine Zirkulation innerhalb des Körpers in ihrem dynamischen Aspekt als eine essentielle Geisteskraft „La“ entfalten. Die zyklische Bewegung dieser „inneren Luft“ stellt eine konstante Versorgung mit der Energie und Information im menschlichen Organismus sicher.
Dieser Prozess vollzieht sich im Leib laut den Kalayoga-Thesen innerhalb von zwei vollen Mondmonaten und steuert die grobstoffliche Ebene des menschlichen Lebens immer mit. Nicht umsonst wird diese Zeitspanne auch als „Weg der Verwandlung“ oder als ein „Himmelsumlauf“ bezeichnet. Viele physiologischen Kenngrößen im Organismus ändern sich rhythmisch im Monatstakt. Man sollte deswegen die überlieferten Möglichkeiten zur Ausbalancierung des eigenen Wohlbefindens wirklich ernst nehmen und tatsächlich nutzen.
KANN DAS KALAYOGA ALS EIN WERKZEUG DER RICHTIGEN PRIORITÄTENSETZUNG WIRKEN?
Eine Auswahl von optimalen Zeitpunkten für die anstehenden Handlungen hat oftmals schwerwiegende Folgen für das Gelingen aller geplanten Vorhaben. Aufgrund dessen kann ein sicheres Gespür fürs „Momentum“ oder für die „tragende Welle“ eine solide Grundlage des erfolgreichen Agierens, der robusten Gesundheit und sogar des erfüllten Lebens allgemein bilden. Eine rationale Verwertung eigener Zeit kann also den Erfolg alltäglicher Unternehmungen und oftmals auch die Eröffnung von neuen Horizonten entscheidend mitbestimmen.
Das sichere Treffen von richtigen Entscheidungen in dazu passenden Momenten verleiht dem Leben nach althergebrachten Vorstellungen seinen Sinn und die inhaltliche Fülle. Ein sinnvolles Handeln sollte dabei an den wahren Gegebenheiten in jeder konkreten Situation gegründet werden. Also ist das zielgerichtete Verfolgen von aktuellen Richtungsneigungen im Lebensfluss nur ein natürlicher Bestandteil der unaufhörlichen Evolution. Die Anwendung von solchen Ansichten hilft auch eine nicht unwesentliche Energieeinsparung sicherzustellen.
Das Konzept der Naturrhythmik in Kalayoga-Form stammt aus dem altehrwürdigen Wissensschatz traditioneller innerasiatischen Erfahrungsheilkunde. Es dient einer klaren Visualisierung aktueller Lebenssituation, zeigt die Richtung vorherrschender Tendenzen und kann die optimalen Zeiträume für alle Arten der Aktivitäten recht treffsicher bestimmen. Auch eine echte Gewichtung anstehender Prioritäten steht hier ständig im Vordergrund und könnte damit unschwer erreicht werden. Man erlangt dadurch ebenso die Kontrolle über die momentane Situation und die anstehenden Handlungen werden dabei stets im Einklang mit der Naturrhythmik geplant.
Die drei oben erwähnten fundamentalen Lebensrhythmen beschreiben die Herstellung einer substantiellen Übereinstimmung mit den unterschwelligen Pulsen der Natur und ebenso die gangbaren Wege zur Erneuerung der inneren Kraftreserven. Sie könnten gleichermaßen zur Aufspürung von Ungleichgewichten in der jeweiligen Art der Lebensführung genutzt werden, außerdem machen sie die aktuellen Konstellationen im emotionalen Haushalt sichtbar. Auch die eigenen Potentiale lassen sich dadurch oftmals fast vollumfänglich entfalten.
Die Freude, das Wohlbefinden und erfolgreiches Handeln setzen ein intaktes inneres Zeit- und Energiegefüge voraus. Diese überlieferte Sichtweise auf die lebensrelevanten Aspekte im ewigen Zusammenspiel diverser Naturkräfte kann sich bei einer Betrachtung persönlicher Situation als sehr vorteilhaft zeigen. Denn sie könnte zu einer eventuell angestrebten essentiellen Selbstreflexion tatsächlich einige wertvolle Beiträge leisten.
Keine Veranstaltungen gefunden
Vergangene Veranstaltungen finden Sie [hier] im Archiv.